Bendorfer Kanalisation wird mit spezieller Kunststofffolie erneuert
    
Bendorf. Risse, Betonabplatzungen und vereinzelte Brüche – der rund 60 Jahre alte Mischwasserkanal, der unter der Fahrbahn der Hauptstraße in Bendorf liegt, ist durch jahrzehntelange Nutzung stark beschädigt und muss saniert werden. Bis vor einigen Jahren hätte das noch bedeutet: Fahrbahn aufreißen, ausbaggern, Rohre austauschen, auffüllen und eine neue Fahrbahn auftragen. Heute zieht man mit dem sogenannten Schlauchlinerverfahren ein neues Kunststoffrohr in den bestehenden Kanal ein, ohne dass dabei die Bagger rollen müssen.

 (Fotoautor: Stadtverwaltung): Ingenieur Kay Neubusch besichtigt mit dem Ersten Beigeordneten der Stadt, Bernhard Wiemer (von links) die Kanalsanierung mit dem Schlauchlinerverfahren. Die drei Meter lange Lichtampel wird von den Kanalarbeitern mit einer Geschwindigkeit von einigen Zentimetern pro Minute durch den bereits im Kanal liegenden Kunststoffschlauch gezogen, der durch die UV-Strahlung aushärtet.

Rund 1,6 Kilometer des Bendorfer Kanalnetzes werden in den nächsten vier bis fünf Monaten auf die Weise von den Mitarbeitern der Firma Kuchler aus München wieder fit gemacht. Weitere 800 Meter Kanal sind weniger stark beschädigt und werden mit Robotern punktuell von innen repariert. Dadurch spart die Stadt immense Kosten: anstatt mit 1,7 Millionen Euro, die bei einer Neuverlegung der Kanäle fällig geworden wären, schlägt die Kanalsanierung mit Schlauchlinern mit rund 340.000 Euro zu Buche.
Für den Ersten städtischen Beigeordneten Bernhard Wiemer liegen die Vorteile des Verfahrens auf der Hand: „Es ist schneller, kostengünstiger und bringt für die Anwohner deutlich geringere Belastungen wie Sperrungen und Baustellenlärm mit sich.“
Bei der Sanierung ziehen die Münchner Spezialisten einen Folienschlauch aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), in den Kanal ein, der mit einem lichthärtenden Harz durchtränkt ist. Danach verschließen sie die beiden Enden und pumpen Druckluft hinein, damit das elastische Material eng an der Innenwand des alten Rohres anliegt. Anschließend steuern sie eine schlangenähnliche und mit UV-Lampen bestückte Lichterkette von einem Ende zum anderen. „Durch das UV-Licht härtet der Kunststoff in kürzester Zeit aus und wird hart wie Stein. So entsteht ein Rohr im Rohr“, erklärt Kay Neubusch vom Bendorfer Ingenieurbüro Gastring Ingenieure, das die Bauaufsicht über die Arbeiten führt. Der Prozess wird mit Kameras aufgenommen und von den Arbeitern am Bildschirm in den Baufahrzeugen überwacht.
Bis zu drei Haltungen (die Entfernung von Kanalschacht zu Kanalschacht) können so auf einen Schlag erneuert werden. Die Qualitätskontrolle erfolgt dann im Labor: Neubusch lässt von jedem Abschnitt ein Probestück entnehmen und die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Schlauchliners untersuchen. „Ist alles in Ordnung, hält der Kanal mindestens 50 Jahre“, so Neubusch.
In den nächsten Wochen erhalten auch die Kanäle in der Vallendarer Straße, der Remystraße, dem Ohlenberg, Teile der Vierwindenhöhe und der Straße Ober dem Grubenhaus eine neue Innenhaut aus Kunststoff.