Kuratorin gab spannende Einblicke in das Leben und Schaffen des weltberühmten Magnum-Fotografen Herbert List

Bendorf-Sayn. Wer war Herbert List? Und wie kam es, dass der weltberühmte Fotograf, der zuvor Berühmtheiten wie Pablo Picasso porträtierte, in Duisburg den Wiederaufbau der August Thyssen-Hütte fotografierte? Eine Antwort auf diese Fragen erhielten die Besucher der Kuratorenführung durch die Ausstellung "Licht über Hamborn. Der Magnum-Fotograf Herbert List und die August Thyssen-Hütte im Wiederaufbau" mit Historikerin und Archivarin im thyssenkrupp Konzernarchiv, Astrid Dörnemann, im Rheinischen Eisenkunstguss-Museum.

(Fotoautor Stadtverwaltung Bendorf/Rhein): Kuratorin Astrid Dörnemann (rechts) gab spannende Einblicke in das Leben und Schaffen von Herbert List.

Dass List, der sich zuvor durch seine Porträtaufnahmen von berühmten Geistesgrößen einen Namen gemacht hatte, überhaupt nach Duisburg kam, war Zufall.
"Ursprünglich sollte der mit List befreundete Max Scheler 1953 eine Werksreportage fotografieren. Da er aber zum von Thyssen gewünschten Termin nicht konnte, bat er List darum, für ihn einzuspringen", erklärte Astrid Dörnemann. Doch List war von diesem Umfeld so fasziniert, dass er 1955, 1956 und 1959 für Thyssen drei weitere Male auf den Auslöser drückte.
List fotografierte die Anlagen und den gesamten Produktionsverlauf von der Anlieferung der Rohstoffe im Hafen bis zum Fertigprodukt im Walzwerk. Seine eindrucksvollen Aufnahmen die Arbeitswelt eines modernen Hüttenwerks. Besonders reizte es List, Stahlarbeiter zu porträtieren. In diesen Bildern setzte er den Menschen ganz unterschiedlich in Szene und arbeitete gekonnt das Individuelle und Typische heraus. "Im Mittelpunkt stand für ihn immer der Mensch", resümierte die Kuratorin.
Überraschend waren die finanziellen Rahmenbedingungen, unter denen Herbert List arbeiten musste. Obwohl von internationalem Renommee, erhielt List anfangs von Thyssen lediglich 25 Mark für jedes Bild, das der Konzern auswählte. "Das war ein Spottpreis für einen Magnum-Fotografen. Außerdem musste List das komplette Fotomaterial, das er für seine Arbeit brauchte, und das damals sehr teuer war, selbst zahlen", führte die Historikerin weiter aus.
Besonders überraschend: In den 60er Jahren hört der List komplett auf zu fotografieren und widmet sich dem Sammeln von italienischen Handzeichnungen.
Die Fotos der Ausstellung sind das erste Mal in Rheinland-Pfalz zu sehen. Bereits 1.272 Besucher strömten in die Räume des Rheinischen Eisenkunstguss-Museums, um sich die in Kooperation mit Thyssenkrupp Regional Services Germany GmbH, Konzernarchiv Duisburg und dem Stadtmuseum München zusammengetragenen Fotografien anzuschauen. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 28. Mai, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.