Fotowettbewerb des Caritas-Migrationsdienstes dokumentierte Wohnimpressionen
Unter dem Motto „So leben wir“ und „Zeig uns deine Wohnung“ hatte der Caritas-Jugendmigrationsdienst Rhein-Mosel-Ahr (JMD) Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Kreis Ahrweiler, der Stadt Mayen und aus den Verbandgemeinden Maifeld, Mendig und Vordereifel aufgerufen, kreative Fotos zu machen und diese der Jury zukommen zu lassen.
Alles sollte fotografisch festgehalten werden, vom kleinen, gemütlichen Zimmer bis hin zu defekten Fensterscheiben oder Schimmel an den Wänden. Mit dem Fotowettbewerb wollte der JMD öffentlich zeigen, wo und wie jugendliche Flüchtlinge in Deutschland leben.

Der Fotowettbewerb dokumentiert, wie jugendliche Zugewanderte in Deutschland leben.
Der offene Briefkasten mit den vielen Namensschildern gehört zu einem Haus mit vielen Bewohnern.

Ihre Fotos eingereicht hatten auch Ahmed (Namen geändert) und Moutaz aus Syrien, zwei sympathische, junge Männer mit guten Deutschkenntnissen. Ahmed wird zum Altenpfleger ausgebildet und Moutaz arbeitet beim Bau. Seinem Traum, als Bauingenieur tätig zu sein, kommt er immer näher. Trotz aller Mühe mussten beide oft bei der Wohnungssuche Ablehnung erfahren. „Viele Vermieter sagen ‚Nein‘, wenn man vom Jobcenter kommt“, erzählt Moutaz. Und wenn es dann klappen könnte, die Zweizimmerwohnung aber 700 Euro kalt und mit Nebenkosten sogar 820 Euro kostet, bleibt das Ganze nur ein Traum. Mietwucher auf der einen Seite und nicht aushaltbare, viel zu enge Wohnverhältnisse mit minimalstem Standard auf der anderen Seite. Einige der beim Fotowettbeerb eingereichten Bilder sprechen für sich. Dass junge Männer aus Syrien oder Afghanistan aus ihren Unterkünften raus wollen, liegt für Ahmed, auf der Hand: „Wo sieben Männer auf engstem Raum leben, sind Probleme vorprogrammiert.“ Nachts unterhalten sich die anderen Mitbewohner laut und hören laut Musik, während man selbst müde von der Arbeit kommt und eigentlich schlafen möchte.

Das Fenster mit dem Schimmel zeigt Wohnungskomfort 2018.


Von viel zu kleinen Zimmern mit zu vielen Menschen können Ahmed und Moutaz ein Lied singen. 280 Euro kostet Moutaz die Warmmiete eines 11 Quadratmeter großen, möblierten Zimmers. Da bleibt kein Platz für einen Stuhl oder Tisch. Größere Wohnungen sind Mangelware. Neun Monate hatte seine Schwester mit ihrem Mann nach einer Wohnung gesucht, eine andere Familie ist bereits anderthalb Jahre vergeblich unterwegs. Die Wohnungssituation im Kreis Ahrweiler sowie in Mayen und Umgebung – beides Lebensräume des hiesigen Caritasverbandes – ist nicht so angespannt wie in Koblenz oder Bonn. Und doch ist es fast unmöglich, eine nicht zu große und auch bezahlbare Wohnung zu finden. Beide sind noch immer auf der Suche. „Ich kann nicht weit von meinem ‚deutschen Vater‘ leben“, so Ahmed über einen Helfer, der ihm ein Stück Familie gibt. Eine Entscheidung, die seine Wohnungssuche zusätzlich erschwert, sodass er zeitweise bei einem Kollegen wohnen muss.
Ahmed und Moutaz ergeht es so wie vielen anderen Zugewanderten, die trotz Arbeit oder Ausbildung bei der Wohnungssuche an Grenzen stoßen und keine angemessene Wohnung finden. Es gibt sehr teure Wohnungen oder Schrottimmobilien zu horrenden Preisen, doch bezahlbarer Wohnraum wird für viele Menschen, ob Zugewanderte, ob Einheimischer, immer knapper. Der Wohnungsmarkt für Wohnungen, die vom Sozialamt oder Jobcenter als angemessen gelten, ist zudem weiterhin sehr angespannt. Oftmals hören die jungen Menschen von potentiellen Vermietern, dass sie als Jobcenterkunde, Sozialamtskunde, Kopftuchträgerin, Familie mit vielen Kindern oder Ausländer mit nur einem Jahr Aufenthalt nicht erwünscht sind. Diese Diskriminierungserfahrungen sind nicht förderlich für ein sich Willkommen- und Anerkannt-Fühlen in der neuen Heimat.