Erfolgreicher Auftakt des diesjährigen Kulturprogramms
Glücklich ist, wer eine Stammkneipe hat. Wohl gemerkt: eine Kneipe. Nicht ein hippes Lokal, in dem die Salatbeilage mit wenigen Putenstreifen als Hauptgericht kredenzt wird. Nein, eine richtige Kneipe. Ein Ort, wo man sich sowohl selbst nah ist, als auch denen, die immer da sind. Ein Stück Kultur, das in vielen Städten längst nicht mehr, als eine kuschlig bunte Erinnerung ist. Nicht so in Mayen. Hier wird Kneipenkultur noch gelebt und geschätzt. Ein Grund, warum die Kulturinitiative Mayen e. V. auch in diesem Jahr wieder regionale Bands und Musiker in ausgewählte Kneipen einlud und die Stadt für eine Nacht zum Festival verwandelte.

„Die Weichspieler“ präsentierten im Brauhaus Hardrock, Metal und Grunge im Wohnzimmerformat Foto: Marco Schmitz

7 Bands in 7 Kneipen
Mit LAVA ROCK inside startete die die Kulturinitiative Mayen e. V. ihr diesjähriges Kulturprogramm. Am Start waren sieben regional Bands und Musiker, die in ausgewählten Kneipen mit einem spannenden Programm für anspruchsvolle Unterhaltung sorgten. Der erst im Februar neu gewählte Vorstand des gemeinnützigen Kulturvereins sorgte in diesem Jahr für eine facettenreiches und vielfältiges Angebot und verschiedene Spielzeiten der Musiker. Die Festivalbesucher konnten für den einmaligen Eintritt so bequem mehrere Veranstaltungen besuchen und dem Geschmack des Publikums wurde auf großer Bandbreite entsprochen. Im Brauhaus brachten „Die Weichspieler“ auf ruhigen Sohlen Hardrock, Metal und Grunge im Wohnzimmerformat, wechselten geschickt zwischen Stilrichtungen wie Kurt Cobain, Robert Plant oder Campino und machten ihr Publikum zum Chor.
Auf gleiche Weise begeisterten „Seite an Saite“ im DejAVu mit deutsch- und englischsprachigen Liedern aus Pop, Rock und Folk, in welche die Gäste gerne, mehr oder weniger gefühlvoll aber textsicher begleiteten.

„Seite an Saite“ animierten ihr Publikum im DejAVu zum Mitsingen. Foto: Marco Schmitz

 

Bei „Wailin‘ Willi Küppers“ im Kleinen Felsenkeller war dies schon etwas schwieriger. Der Musiker wusste mit einer Auswahl an Saiteninstrumenten und seiner kraftvollen Stimme bedingungslos auf ganzer Linie zu überzeugen. Ohne Berührungsängste spielte er das Timbre seiner Stimme in eisigen Parkours auf den Rücken der Zuhörer aus. Sein Potpourri aus Folk, Jazz, und Südstaatenblues wollte man auf keinen Fall mit eigenem Gesang stören, sondern einfach nur genießen.

Im Highlander machten „Just 2 Jam“ mit ihrem Programm „Akustik Randale“ ordentlich (Schall)Druck. Foto: Marco Schmitz

 

Etwas rockiger ging es bei „Random“ in Heike’s Schlotterhof und mit „Tea Empty“ im La Mirage zu. Beide Bands unterhielten mit vielen Klassikern der Rockgeschichte von Clapton über Pink Floyd bis Led Zeppelin. Dabei konnte „Random“ jedoch gute zwei Jahrzehnte tiefer in die Musikkiste greifen und begeisterte damit gezielt das ältere Publikum, das bei Liedern von den Beatles oder Simon & Garfunkel noch gerne mitsingt. Im Highlander machten „Just 2 Jam“ ordentlich (Schall)Druck. Die aus YouTube bekannte Coverband bezeichnet ihr Programm selbst als  „Akustik Randale“ und überraschte mit einer Interpretation großer Hits auf eine ganz besondere Art. So bastelten die vier Musiker aus einer Ballade von Michael Jackson scheinbar nebenbei eine kleine Hardrock-Granate und überzeugten so das kritische Publikum auf ganzer Linie.
Den Abschluss machten dann drei Musiker der Rockband Pestorica, die in der Cafe Tasse als „Pestorica Halblaut“ mit rein akustischen Instrumenten aus fetten Rocksongs und Balladen eher stimmungsvolle Lieder zauberten. Auch sie begeisterten das Publikum und sorgten ebenso wie „Tea Emtpy“ mit mehreren Zugaben für Live-Musik tief in die Nacht.

„Random“ zielte mit einer Auswahl aus 50 Jahren Rock-Geschichte gekonnt auf das ältere Publikum Foto: Marco Schmitz

 

Schlangen vor den Türen.
Das neue Format des Kneipenfestivals kam bei Gästen und Gastronomen gut an. „Im Vergleich zu den Vorjahren konnten wir die Zahl der Festivalbesucher deutlich steigern, ja nahezu verdoppeln“ betonte Christoph Hennerici, 1. Vorsitzender der Kulturinitiative Mayen e. V.. „Das vielseitige und abwechslungsreiche Programm kam an und sorgte in diesem Jahr sogar für Schlangen vor den Kneipen.“ Der hohe Ansturm lies aber auch den Kneipen die Getränke teilweise knapp werden oder gar ausgehen. „Einfach Klasse, was die Kulturinitiative hier auf die Beine stellt,“ nahm Highlander-Wirt Duncan Johnston die Situation mit Humor mit schottischer Gelassenheit. „Das passiert, wenn der Laden voll ist und unter Kollegen hilft man sich ja aus.“

„Tea Time“ heizte bei vollem Haus im La Mirage ein. Foto: Marco Schmitz
 


Über die Kulturinitiative Mayen e. V.
Die Kulturinitiative Mayen fördert die Kunst und Kultur im Raum Mayen in Form von Konzerten, Veranstaltungen, Ausstellungen und Theateraufführungen. Der Schwerpunkt der Vereinstätigkeit liegt in Mayen, wo er seit vielen Jahren das Open-Air Festival LAVA ROCK veranstaltet. Neben dem Kneipenfestival LAVA ROCK inside richtet die Kulturinitiative Mayen e. V. auch zahlreiche kleinere Veranstaltung zur Förderung regionaler Künstler aus. Durch wiederkehrende Aktionen wie Nachwuchsförderung oder Eifel Jam, einem offenen Unterhaltungsprogramm zum Mitmachen, konnten sich bereits einige Musiker und Kleinkünstler in der Mayen und Region etablieren. Der 1995 gegründete Verein ist selbstlos tätig und verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Ziele.


„Wailin‘ Willi Küppers“ holte die Gäste im Kleinen Felsenkeller mit auf eine musikalische Reise in die Südstaaten. Foto: Marco Schmitz
 

In der Cafe Tasse sorgten „Pestorica Halblaut“ mit rein akustischen Instrumenten für Begeisterung. Foto: Marco Schmitz