„Seefeuer“: Caritasverband, Corso und Dekanat zeigten herausragenden Dokumentarfilm  
Im gut besuchten Corso Kino in Mayen eröffnete Markus Göpfert, Leiter des Fachdienstes Migration im Caritasverband, den Kinoabend und dankte, dass der Caritasverband Rhein-Mosel-Ahr e.V. und das Dekanat Mayen-Mendig diesen Abend gemeinsam mit dem Kino durchführen dürfen. „Wer ist verantwortlich für die Menschen in Seenot“, fragte Göpfert und verwies auf die vielen im Mittelmeer ertrunkenen Menschen. 3.800 Menschen sind bereits in diesem Jahr nach UN-Angaben auf der Flucht übers Meer gestorben. Der traurige Rekord von 2015, im vergangenen Jahr wurden insgesamt 3771 Toten registriert, ist damit bereits vor Jahresende gebrochen. „Die Politik ist schuld“, kritisiert Anton Shakouri aus Plaidt, der als Aktivist auf Rettungsschiffen den Schicksalen ganz nahe kommt.

In Mayen zeigte Anton Shakouri dem Publikum ein T-Shirt, das er einem ertrunkenen jungen Mann abgenommen hatte: auf der Vorderseite eine bunte Mickey Mouse, auf der Rückseite die Telefonnummer der Eltern, die im Todesfall angerufen werden sollen.
Foto: E.T. Müller

Der 27-Jährige war Teil der Sea-Watch Crew und auch in diesem Jahr auf dem Schiff Aquarius, SoS Méditerranée, an der Rettung von 3.000 Flüchtlingen beteiligt. In Mayen zeigte Shakouri dem Publikum ein T-Shirt, das er einem ertrunkenen jungen Mann abgenommen hatte: auf der Vorderseite eine bunte Mickey Mouse, auf der Rückseite die Telefonnummer der Eltern, die im Todesfall angerufen werden sollen. Anton Shakouri hofft, dass das humanitäre Flüchtlingsrettungsprogramm auf dem Mittelmeer trotz mancher auch finanzieller Schwierigkeiten im kommenden Jahr fortgesetzt werden kann.
Der aktuelle Film „Seefeuer“ von Gianfranco Rosi, der diesen Sommer mit dem Goldenen Bären der 66. Internationalen Filmfestspiele Berlin und mit dem Amnesty International Filmpreis 2016  ausgezeichnet wurde, zeigt die Not von Bootsflüchtlingen und die Arbeit der Helfer in beeindruckenden Bildern.
Der Film erzählt die Geschichte von Samuele, einem kleinen Jungen, der auf einer Mittelmeerinsel aufwächst. Doch seine Heimat Lampedusa ist seit Jahren das Ziel von Männern, Frauen und Kindern, die in viel zu kleinen Booten und altersschwachen Schiffen aus Afrika übersetzen, Menschen, die sich nach Frieden, Freiheit, Glück sehnen und oft nur noch tot aus dem Wasser geborgen werden. Live sind die Filmleute bei der Rettung dabei. Gezeigt werden die Toten, reale Bilder, von der Kamera auch dann noch liebevoll und in Würde eingefangen, Verdurstete unter Deck eines Flüchtlingsbootes oder Menschen, die in Plastiksäcken an Bord gebracht werden. Viele gerettete Flüchtlinge sind dehydriert, unterkühlt oder brauchen wegen anderer Dinge dringend medizinische Hilfe. Manche sterben noch an Bord der Rettungsschiffe. Und man schaut in die leeren, ermüdeten, fragenden Augen Geretteter, die nur eins möchten: leben! Eindrucksvoll erzählt im Dokumentarfilm ein Mann von der Ausweglosigkeit:   „Viele sind in der Sahara gestorben.“ Auch seien sie in Libyen schikaniert worden. „Wenn wir die libyschen Gefängnisse überleben, überleben wir auch das Meer.“ In dieser Situation ist die Flucht übers Meer der einzige Ausweg. Auch das große Engagement der Helfer, ihre Sprachlosigkeit vor dem großen Elend fängt die Kamera ein.
Dem Dokumentarfilm ist es gelungen, das Leben der Flüchtlinge und das normale Leben auf der Insel nebeneinander zu stellen: Das Leben einer Witwe, eines engagierten Arztes, der Fischer, eines Rundfunkmoderators und von Samuele wird in liebevollen, episch langen Bildern erzählt. Auch deren große und kleine Nöte und Freuden haben Gewicht. Und schaut man genauer hin, so stehen diese Menschen nicht im Gegensatz zum Flüchtlingsdrama, sondern für das Recht eines jeden Menschen auf ein normales Leben in Frieden und Freiheit. Gut, dass Corso Kino, Caritasverband und Dekanat diesen aufrüttelnden, nicht moralisierenden Film gezeigt haben, der den vielen Ertrunkenen Stimme, Gesicht und Würde verleiht.