Ein Meilenstein aus preußischen Zeiten unweit des Stadtanfangs von Weißenthurm verweist auf Entfernungen zwischen den Städten am Rhein hin

In unmittelbarer Nähe steht die aus vulkanischem Gestein von Johann Claudius von Lassaulx 1838 errichtete Kapelle „Am Guten Mann“

Zwei Baudenkmäler von Bedeutung im Bereich der Verbandsgemeinde Weißenthurm

Foto: Jürgen Grab

WEISSENTHURM (Jürgen Grab) In unmittelbarer Nähe des Preußischen Meilensteins an der „alten B 9“ (Landstraße zwischen Urmitz/Bahnhof und Weißenthurm und der Kreisstraße nach Urmitz steht die Wallfahrtskapelle „am Guten Mann“, wobei dieses Gelände, das bis vor kurzem jahrelang im Schatten des KKW-Kühlturmes stand, eine jahrhundert- wahrscheinlich sogar tausendjahre-lange Geschichte vorweisen kann. Wie der vormalige Kärlicher Pfarrer Joseph Schmitt in seinem Bericht über die Historie des Geländes und vor allem über die Kapellen oberhalb des Rheins in dem von Winfried Henrichs fach- und sachkundig zusammengestellten und von der damaligen Gemeinde Mülheim-Kärlich (1981) herausgegebenen Buch „Mülheim-Kärlich“ darstellt, haben Kapelle(n) und Umfeld durchaus eine höchst interessante und wechselvolle Geschichte vorzuweisen.

Dabei kann man davon ausgehen, dass das Gelände bereits vor 5000 Jahren eine Kultstätte unserer Vorfahren und zu römischen Zeiten eine Wohn- und Arbeitsstätte war. Eine lange Zeit waren dort „Siechenhäuser“ vorhanden, als die erkrankten (aussätzigen) Menschen vom Platzenborn (Am Zolltor in Weißenthurm) in Siechenhäuser zum „Guten Mann“ verlegt wurden . „Das Jahr 1162 ist das bisher älteste Datum für den urkundlichen Nachweis eines solchen Siechenhauses an dieser Stelle. Bei den Siechenhäusern ist selbstverständlich eine Kapelle anzunehmen, was dem religiösen Geist dieses Jahrhundert entspricht.

Doch erst im Jahre 1389 findet sich eine Kapelle auch urkundlich belegt. Die Karthäuser von Koblenz waren hier engagiert und in der Betreuung der Siechen tätig“, erläutert Artikelverfasser Joseph Schmitt, der abschließend darauf verweist, dass im Jahre 1499 eine neue Kapelle konsekriert wurde. Während der nachfolgenden Jahre herrschte Hochbetrieb in den Siechenhäusern. Doch um 1700 wird es ruhiger dort. Die Kapelle wurde nicht mehr betreut und zerfiel zusehends. Umso prächtiger sollte dann eine neue in den Jahren 1746/47 entstehen, die dann aber ein Opfer der Kriege nach der Französischen Revolution wurde.

Im Jahre 1797 als General Hoche bei Weißenthurm den Rhein überquerte stand von der Kapelle nichts mehr, da die österreichischen Truppen diese als Hindernis ansahen und völlig zerstört zerstörten. Dabei, so berichtet Joseph Schmitt, habe jedoch zuvor die Kärlicher Pfarrgemeinde, zu der die Kapelle auch heute noch gehört, das teilweise kostbare Inventar gesichert. Lange Zeit lag der Platz völlig brach, blieb jedoch bei der Bevölkerung lebendig. „Man ruhte nicht, bis man an der gleichen Stelle mit dem Wiederaufbau einer Kapelle im Jahre 1838 begann, wobei der Baumeister Johann Claudius Lassaulx die Pläne hierfür (mit der Pieta Statue) entworfen hatte. …

Heute steht diese Kapelle als Kleinod auf der Anhöhe am Rhein und erinnert an viele Geschehnisse vergangener Zeiten, an Freud und Leid unserer Vorfahren“, gab Schmitt zu erkennen. Dabei nahmen er und natürlich seine Nachfolger im Amt gerne zur Kenntnis, dass nicht nur die Kärlicher Pfarrgemeinde sondern auch benachbarte Gemeinden regelmäßig Prozessionen zur Kapelle am Guten Mann durchführen.

Foto unten: Jürgen Grab