Bürgermeister Hubert Hubaleck schrieb vor 150 Jahren eine Denkschrift für eine Eisenbahn-Streckenführung von Weißenthurm nach Mayen

Allgemein wurde jedoch eine Linie von Andernach nach Mayen favorisiert

Fotos: Jürgen Grab

Seit einiger Zeit ist es möglich mit der von Limburg/Koblenz kommenden Regionalbahn über Andernach nach Mayen zu fahren / Foto: Jürgen Grab

WEISSENTHURM (jüg). Mitte der 80er Jahre des 19. Jahrhundert wurden in Preußischen Landen, so auch im Rheinland, nicht zuletzt durch private Aktiengesellschaften immer mehr Eisenbahn-Linien projektiert. In einer von der Stadt Weißenthurm herausgegebenen und von Reinhard Gilles verfassten Chronik hat dieser eine ausführliche Darstellung die Geschichte der Eisenbahn im Bereich der Bürgermeisterei Bassenheim verfasst. So hatte sich 1844 in Bonn ein Eisenbahnkomitee gebildet, das die Anlage einer Bahnlinie von Bonn bis Koblenz beabsichtigte. 1853 anerkannten die Behörden die Bedeutung einer solchen Verkehrsverbindung und 1856 wurde der Plan der Rheinischen Eisenbahngesellschaft zum Bau der linkrheinischen Rheinstrecke genehmigt. 1858 konnte in diesem Zusammenhang ein Bahnhof in Weißenthurm, der sich Bahnhof Neuwied-Linksrheinisch nannte, eröffnet. Im Jahre 1888 übernahm der Staat die bestehenden privaten Eisenbahn-Gesellschaften. Dabei spielte natürlich die installierte linksrheinische Bahnstrecke durchaus eine gewichtige Rolle nicht nur für den Personenverkehr, sondern vornehmlich auch für die industrielle Entwicklung, insbesondere was die Bimssteinproduktion betrifft, eine besondere Rolle.

In Ergänzung zu dieser Bahnstrecke war es für den seit 1857 in der Bürgermeisterei Bassenheim residierende Bürgermeister Hubert Hubaleck wichtig, ein Projekt zu unterstützen, das in jedem Fall zukunftsträchtige Entwicklungen ermöglichen würde. Hubaleck sich natürlich von einer Streckenführung, die quer durch die Vordereifel über Niedermendig nach Mayen führen sollte, insbesondere für Weißenthurm mit ihrem „Linksrheinischen Bahnhof Neuwied“ erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Dieser erhielt dann später den Namen Weißenthurm-Neuwied und auch die Haltestelle Urmitz/Bahnhof konnte, nicht zuletzt infolge der expandierenden Bimsindustrie, von dem neuen Transportmittel entlang des Rheines erhebliche Vorteile, die durch eine weitere von Weißenthurm aus gehender Bahnstrecke wirkungsvoll ergänzt werden, könnte.

Hierzu ist anzumerken, dass im Jahre 1868 der Sitz der Bürgermeisterei Bassenheim von Rübenach nach Weißenthurm verlegt wurde. Der Amtsbezirk nannte sich jetzt Bürgermeisterei Bassenheim zu Weißenthurm. Erst 1935 erhielt der Bereich den Namen „Amt Weißenthurm“.

Der frühere Bürgermeister der Bürgermeisterei Bassenheim, Hubert Hubaleck verfasste 1870 eine Denkschrift für eine Erbauung einer Eisenbahnstreck von Weißenthurm nach Mayen / Foto: Jürgen Grab

Nicht zuletzt war es der Bürgermeister der damaligen Jahre des Bürgermeistereibezirkes, Hubert Hubaleck (1823-1889), der sich intensiv um die Verbesserung der Wirtschaftsstruktur dieser Gegend kümmerte und sich um die politische und strukturelle Weiterentwicklung seines Wohnortes Weißenthurm in besonderer Weise bemühte.

Vor 150 Jahre verfasste der damalige Amtsbürgermeister eine Denkschrift, die vor ein paar Jahren der Weißenthurmer Heimatchronist Helmut Schneider auf der Internetseite des Landesbibliothek gefunden hatte. Mit deren Genehmigung druckte er diese nach und stellte sie kostenfrei der Öffentlichkeit unter dem Titel „Die Erbauung einer Eisenbahn von dem linksrheinischen Bahnhof Neuwied nach Niedermendig und Mayen“ zur Verfügung. Diese Denkschrift fand zwar in den Orten Weißenthurm, Niedermendig und Mayen große Beachtung, deren Inhalte wurden jedoch letztlich von den entscheidenden Stellen nicht anerkannt. Und dies geschah, obwohl Hubert Hubaleck besonders wichtige Gründe darlegen konnte, die eine Erbauung einer Eisenbahnstrecke vom Rhein bis in die Eifel rechtfertigen würde. Seine Argumentation pro Streckenführung ab „Linksrheinischem Bahnhof Neuwied“ ist für die damaligen Zeiten absolut stichhaltig: „Zunächst ist hervorzuheben, dass mit dem Projekt einer Eisenbahn nach Niedermendig und Mayen...eine Verbindung der Eifel mit dem Westerwald (auch mittels der vorhanden Ponten über den Rhein) mit deren vielen Bodenschätzen und reichlichen Transport-Materialien in den geradesten und natürlichsten Richtung ermöglicht wird. Außerdem

bedarf der Bahnhof „Neuwied linkes Ufer“, welcher bedeutendes disponibles Terrain hat, wohl keiner Vergrößerung, auch wenn die Streckenführung von dort nach Niedermendig und Mayen erbaut würde“. Interessanter Weise machte Hubaleck die Vorteile der Stadt Neuwied geltend, die zum Beispiel erheblich mehr Einwohner, größere Industrieanteile und damit auch eine höhere Steuerkraft als Andernach hatte und auch eine umfangreiche Schul- und Behördenstruktur als Andernach besaß.

Trotz aller bedeutsamen Argumente fand das Ansinnen des Weißenthurmer Bürgermeisters keine Zustimmung bei den verantwortlichen Stellen und so fuhren kurz darauf die entsprechenden Züge von Andernach und nicht vom „Linksrheinischen Neuwieder Bahnhof“ nach Mayen. Heute ist es so, dass eine Regionalbahn, von Limburg über Koblenz führend, auch am Thurer Bahnhof hält, die dann über Andernach nach Mayen fährt, so dass auch diese Region mit öffentlichen Verkehrsmitteln von der Rheinschiene her leicht erreichbar ist.

Der früher einmal so repräsentative Weißenthurmer Bahnhof wird mehr und mehr zum Schandfleck / Foto: Jürgen Grab