Ministerin Anne Spiegel beim Psychosozialen Zentrum der Caritas Mayen zu Gast
 
Über 16 Jahre bietet das Psychosoziale Zentrum für Flüchtlinge (PSZ) des Caritas-Migrationsdienstes Beratung und Therapie für Flüchtlinge an, heute mit vier Sozialarbeitern und sechs Psychologen. Eines von fünf Zentren in Rheinland Pfalz, die sich auf die Beratung und Behandlung von insbesondere traumatisierten Flüchtlingen spezialisiert haben. Die rheinland-pfälzische Familienministerin Anne Spiegel besuchte bei ihrer Sommertour das PSZ der Caritas im Mehrgenerationenhaus St. Matthias in Mayen. Bei dem Treffen waren auch Landrat Dr. Alexander Saftig, zweiter Vorsitzender des Caritasverbandes, Oberbürgermeister Wolfgang Treis und Martin Schmitt von den Grünen mit von der Partie.

Ein konstruktives Gespräch zwischen Politik und Fachkräften mit Familienministerin Anne Spiegel (Bildmitte), Landrat Dr. Alexander Saftig, Oberbürgermeister Wolfgang Treis und Martin Schmitt (links am Bildrand).

Christoph Schmitz, Vorsitzender des Caritasverbandes, begrüßte die Ministerin herzlich in Vertretung von Caritas-Geschäftsführer Werner Steffens und verwies auf das kompetente PSZ-Team. Die Psychologinnen Gaby Markert, Gabriele Engel, die sozialpädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Inga Machleit, Larissa Klee und Emad Girgis sowie Markus Göpfert, Leiter des Fachdienstes Migration, kamen mit Ministerin und Politikern ins Gespräch, wobei Göpfert für die finanzielle Unterstützung durch das Land dankte, ohne die diese Arbeit nicht geleistet werden könnte. So wird das PSZ u.a. vom Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz gefördert. In Mayen lobte Familienministerin Anne Spiegel die Arbeit des PSZ sowie die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen und stellte fest: „Integration gelingt nur gemeinsam, und das entscheidet sich in den Kommunen.“ In diesem Zusammenhang wies Gerd Kohlhaas, Vorsitzender der „Flüchtlingshilfe im Raum Mayen e.V.“, auf die gute Vernetzung unterschiedlichster Institutionen im Raum Mayen hin. Eines von vielen Ergebnissen ist das gemeinsam von Caritas und Flüchtlingshilfe organisierte Café international im Mehrgenerationenhaus mit wöchentlich zwischen 30 und 70 Teilnehmern. Oberbürgermeister Wolfgang Treis hob hervor, dass mit Gerd Kohlhaas, er war ehemals in der Verwaltung tätig, der richtige Mann diese wichtige Aufgabe der Vernetzung übernommen habe. Und Martin Schmitt verdeutlichte die Unterschiede zwischen Stadt und Land, die sich in einer verschiedenartigen Netzwerkarbeit in Mayen und in der Verbandsgemeinde Vordereifel zeige: „Auf dem Land gibt es andere Probleme.“
Interessiert zeigte sich die Ministerin auch bei den Ausführungen der PSZ-Mitarbeiter. Bereits im ersten Halbjahr konnte das PSZ 259 Menschen mit ihren Angehörigen unterstützen. Die meisten Flüchtlinge kommen zuerst in die asyl- und aufenthaltsrechtliche Beratung.
Im therapeutischen Bereich des PSZ können sowohl Kinder und Jugendliche wie auch Erwachsene angemeldet werden, die schwere Gewalterfahrungen mitbringen und traumatisiert sind. Eine besonders schutzbedürftige Gruppe sind dabei unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Hier besteht eine gute Zusammenarbeit mit den für diese Gruppe zuständigen Jugendhilfeträgern, in Mayen z.B. der Lebenshilfe, so Göpfert. Die Psychologen des PSZ sind an den Caritas-Standorten Andernach, Ahrweiler, Koblenz und Mayen aktiv. Neben Beratung und Therapie gibt es v.a. für Kinder und Jugendliche zusätzlich Gruppenangebote wie eine therapeutische Spielgruppe, eine HipHop-Gruppe und Kunsttherapie, zum Teil direkt an Schulen durchgeführt. Das PSZ versteht diese Angebote als Schutzräume für geflüchtete Kinder zur psychosozialen Stabilisierung. „Für solche niedrigschwelligen Angebote braucht es mehr Spielräume und finanzielle Mittel“, betonte Larissa Klee. Sehr rege wurde in der Runde das Thema der Sprachmittlung diskutiert, wofür vielfach keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, wenn geschulte Sprachmittler zum Einsatz kommen. „Bei Sprachmittlern ist die Nachfrage immer noch größer als das Angebot. Hier übernehmen Kinder häufig die Aufgabe des Dolmetschers, eine von vielen Erwachsenenfunktionen, womit die Kinder völlig überfordert sind“, so Gaby Markert. Deshalb begrüßte die Ministerin ausdrücklich die Angebote der Koordinierungsstelle für die interkulturelle Öffnung des Gesundheitssystems, die dem PSZ zugeordnet ist. Landesweit werden von dort Schulungen für Sprach- und Kulturmittler durchgeführt, um diese in der Beratung und Therapie einzusetzen. Ziel ist es, dezentral im Land verteilt Dolmetscherpools für diese Aufgaben zu installieren. Außerdem kümmert sich die Koordinierungsstelle um Schulungen für niedergelassene Ärzte, Psychologen und Psychotherapeuten. Alle in der Runde befürworteten den Aufbau eines Behandlungsnetzwerks von Psychotherapeuten sowie den Aufbau dezentraler Dolmetscherpools im Gesundheitssystem.
Beeindruckt von der beim PSZ geleisteten Arbeit betonte Ministerin Spiegel die „Notwendigkeit der psychosozialen Unterstützung“. Und Oberbürgermeister Wolfgang Treis dankte der Caritas, auch mit Blick auf seine Stadt, „für das engagierte Arbeiten. Ich merke, dass das den Bürgern gut tut.“ Ganz in diesem Sinne stellte auch Familienministerin Anne Spiegel fest: „Ohne Caritas und Diakonie und die vielen Ehrenamtlichen würden wir im Land sehr arm dastehen.“